Eine osteopathische Vorgehensweise basiert auf einem tiefen Verständnis von Grundprinzipien wie der Einheit zwischen Körper und Geist, der Selbstregulierung des menschlichen Körpers und der wechselseitigen Verbindung zwischen den körperlichen Strukturen und ihren Funktionen.
Hier geben wir eine kleine Auflistung von einigen Charakteristika der Osteopathie, die zwar vielleicht nicht ausschließlich für die Osteopathie gelten, aber ihren konzeptuellen Rahmen ausmachen und somit ihre Identität spiegeln:
- Eine spezifische klinische Praxis, die sich hauptsächlich auf den Gebrauch der Hände stützt, mit einem diagnostischen und therapeutischen Ziel. Den „osteopathischen Tastsinn“ oder sog. osteopathic touch kann man als ein hochentwickeltes haptisches Vermögen betrachten, welches in Verbindung mit einem geschickten technischen Handeln steht.
- Der starke Zusammenhang von Struktur und Funktion bei einem Menschen/Patienten, gekoppelt an den hohen Wert, den die Osteopathie auf das Bewegungssystem legt. Die Osteopathie erkennt dass jeder menschliche Körper aus denselben Komponenten und ihren zugehörigen Funktionen besteht, ist sich darüber hinaus aber bewusst, dass jedes Individuum seine eigenen biomechanischen Anpassungen entwickelt. Diese Anpassungen sind Reaktionen auf physische, chemische, emotionale und psychologische Faktoren, die das Individuum beeinflussen.
- Der Patient steht als Mensch an erster Stelle und nicht die Krankheit. Der Osteopath begleitet den Patienten/Klienten in seiner Gesamtheit und ermutigt ihn zur aktiven Teilnahme an seiner Behandlung. Die Osteopathie ist eher salutogenetisch als pathogenetisch orientiert.
- Das große Bestreben, die Funktion zu verbessern, möglicherweise wiederherzustellen. Die Osteopathie steht für eine sehr spezifische Annäherung an den Patienten, was den kontextuellen und relationalen Charakter von „Funktion“ betrifft: Einerseits, weil eine osteopathische Evaluation und Diagnosestellung die Wichtigkeit des Gesamten betont, um die Bedeutung der (Einzel-)teile verstehen/erfassen zu können, und andererseits wegen ihrer spezifischen Art und Weise, mit der lokale dysfunktionale Systeme identifiziert werden.
- Ein großes Vertrauen in die Möglichkeiten des Körpers, sich selbst heilen zu können.
Zusammengefasst können wir sagen, dass Osteopathen sowohl diagnostisch als auch therapeutisch in der Erstgesundheitsfürsorge (primary health care) tätig sind. Sie haben eine mediierende Funktion in Bezug auf den Erhalt und die Wiederherstellung von Gesundheit und sie arbeiten nah am Patienten, hauptsächlich über den Tastsinn. Sie verbinden diesen mit einem manuell technischen Handeln, dass auf die Wiederherstellung von verlorener Funktion auf allen Ebenen des Körpers gerichtet ist.
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